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Neurologische Störungsbilder

Aphasie (Sprachstörungen nach Schlaganfall)

Aphasie ist eine Sprachstörung (Sprachlähmung), keine geistige Behinderung. Obwohl sich Aphasiker nur schwer verständlich machen können und oft auch Probleme haben, andere zu verstehen, sind ihre geistigen Fähigkeiten meist nicht beeinträchtigt. Die Aphasie löscht nicht ihr Wissen und ihre Lebenserfahrung. Menschen, bei denen nach einem Schlaganfall eine Aphasie auftritt, können nach wie vor Situationen analysieren, Zusammenhänge erkennen und alle nicht-sprachlichen Signale verstehen.

 

Psychische Folgen

Der Verlust des Sprachvermögens bei einer Aphasie nach Schlaganfall ist eine verstörende Erfahrung, die mit großer Frustration verbunden ist. Viele Aphasiker reagieren verzweifelt oder aggressiv auf das Unvermögen, sich verständlich zu machen oder versinken in eine Depression. Für Menschen mit einer Aphasie ist Sprechen und Verstehen Schwerstarbeit. Sie sind deshalb häufig schnell erschöpft und brauchen viel Ruhe.

 

Diagnose

Wie stark die Schädigung nach einem Schlaganfall ist und welche Form der Aphasie vorliegt, ermittelt dann der Logopäde (Sprachtherapeut) mit Hilfe spezieller Tests (meist Aachener Aphasie-Test, AAT). Er stellt vorgegebene Fragen zu Erkrankung, Beruf, Familie und Freizeitaktivitäten. Die anschließende Analyse des spontan Gesagten zeigt Sprachauffälligkeiten auf wie:

 

  • Wort- und Lautverdrehungen
  • Wortfindungsstörungen
  • Paraphrasierungen
  • Wortwiederholungen

 

Weitere Untersuchungen:

  • Fähigkeit des Patienten, Silben, Worte und Sätze nachzusprechen
  • Aufmerksamkeit und Konzentrationsfähigkeit
  • Sprachverständnis
  • Fähigkeit, Dinge zu benennen
  • Fähigkeit, zu lesen und zu schreiben

Stimmstörungen

Wer unter Stimmstörungen (medizinisch: Dysphonie) leidet, hat Schwierigkeiten bei der Stimmerzeugung. Die Stimme ist bei Stimmstörungen in unterschiedlichem Ausmaß verändert und kann von rau über heiser bis piepsig klingen.

 

Ursachen

Die Ursachen der Dysphonie können dabei in organischen Veränderungen oder Schäden – zum Beispiel am Kehlkopf – liegen. Nach Operationen z.B. bei Nervenschädigung und dadurch resultierenden Stimmstörungen, bis hin zu Stimmbandlähmungen. Aber auch die Art und Weise wie man seine Stimme benutzt (usogene Ursache) und psychologische Ursachen können zu einer Dysphonie führen. Mediziner sprechen dann von funktionellen Stimmstörungen. „Funktionell“ bedeutet, dass die Dysphonie keine organischen Ursachen hat. Manchmal können aus einer Fehlbelastung der Stimmbänder auch organische Schäden entstehen: sogenannte Stimmbandknötchen. Diese sind aber in der Regel harmlos. Bei Jungen treten teilweise in der Pubertät beim Stimmwechsel (Stimmbruch) Stimmstörungen (sog. Mutationsfistelstimme) auf. Die Stimme sollte in dieser Zeit deshalb möglichst geschont werden.

 

Diagnose

Die Diagnose von Stimmstörungen lässt sich mithilfe verschiedener Untersuchungen rasch stellen – die Suche nach den genauen Ursachen dauert aber mitunter länger. Die Stimme des Betroffenen gibt dem Arzt bereits erste Hinweise, dass eine Dysphonie vorliegen könnte. Der Hals-Nasen-Ohrenarzt befragt den Patienten außerdem, zum Beispiel nach seinem Beruf, möglichen Allergien oder Medikamenten. So kann er mögliche Ursachen der Dysphonie erkennen. Weitere Untersuchungen wie eine Kehlkopfspiegelung (Laryngoskopie) können die Diagnose sichern und helfen bei der Suche nach organischen Ursachen. Therapeutisch stehen, je nach Ursache, sowohl ein operativer Eingriff als auch konservative Methoden (d.h. ohne Operation) zur Auswahl. Eine wichtige Behandlungsform ist dabei immer die Stimmtherapie. In Stimm- und Atemübung lernen Personen mit Dysphonie, ihre Stimme richtig zu nutzen und nicht zu überlasten. Die Prognose kann bei Stimmstörungen sehr unterschiedlich ausfallen, behandelt nehmen sie jedoch meist einen positiven Verlauf.

 


Apraxie (Bewegungsplanungsstörung)

Die Apraxie (grich. apraxia: die Untätigkeit) bezeichnet den Zustand der Unfähigkeit früher erlernte Bewegungen oder Bewegungsabläufe auszuführen. Dabei ist die Fähigkeit der Bewegung und der Wahrnehmung allein weiterhin gegeben die Integration dieser beiden aber gestört. Ursächlich sind Erkrankungen des Gehirns im weitesten Sinne direkte oder indirekte Verletzungen des Gehirns (z.B. durch Schlaganfall, Operationen, Tumore etc), oder psychologische Syndrome. Der Begriff Apraxie bezeichnet in der Psychologie und Neurologie eine ganze Reihe verschiedener Krankheitsbildern die jeweils genauer spezifiziert werden können.

 

Ideomotorische Apraxie

  • häufig, insbesondere in Form einer ›bukkofazialen Apraxie (etwa 80% aller Aphasiepatienten haben eine bukkofaziale Apraxie);
  • Beeinträchtigung in der Auswahl der motorischen Elemente, die eine Bewegung konstituieren und in der korrekten sequentiellen Anordnung dieser Elemente;
  • Tritt nur nach Aufforderung oder bei Imitationsaufgaben auf

 

Ideatorische Apraxie

  • selten; (ideatorische Apraxie tritt stets kombiniert mit Aphasie auf; ein ursächlicher Zusammenhang konnte aber bisher nicht nachgewiesen werden)
  • Unfähigkeit, eine Situation so zu organisieren, daß logisch aufeinanderfolgende Handlungen ausgeführt werden können, um ein bestimmtes Ziel zu erreichen.
  • Patienten sind auch im Alltag auffällig

 

Sichtbare Symptome

  • artikulatorische Suchbewegungen, z.T. phoniert
  • ›starke Sprechanstrengung (häufig verbunden mit mimischen oder gestischen Ersatzhandlungen)
  • hohes Fehlerbewußtsein; zahlreiche Selbstkorrekturversuche; trial-and-error

Dennoch gehören noch einige andere Symptome dazu.


Dysarthrie (Motorikstörung)

Um gezielt Laute und Worte zu bilden, muss der Mensch über hundert Muskeln aktivieren, darunter die Zungenmuskulatur, die Muskeln des Kehlkopfes und die der Lippen. Nur wenn diese in einer perfekten Choreographie zusammenspielen, ist die Sprache klar verständlich und lebendig. Bei Menschen mit einer Dysarthrie ist die Motorik des Sprechens aufgrund einer neuronalen Erkrankung gestört.

 

Ursachen im Kopf

Bei einer Dysarthrie ist die Bildung von Lauten (Artikulation) beeinträchtigt, weil der Betroffene die Zunge, den Kehlkopf oder die Lippen nicht mehr koordiniert bewegen kann. Die Ursache dafür kann ein Hirninfarkt in jenen Abschnitten der Hirnrinde sein, die für die Artikulation zuständig sind. Sprechprobleme können aber auch auftreten, wenn die zugehörigen Nervenbahnen gestört oder bestimmte Bereiche des Hirnstamms betroffen sind. Infolge des Schlaganfalls kommt es zu Schäden im Gehirn, wodurch die ausgesendeten Bewegungsreize zu schwach sind oder nur vereinzelt bei den Muskelzellen ankommen. Bei der schwersten Form, der Anarthrie, versagt die Sprechmotorik soweit, dass der Patient überhaupt nicht mehr sprechen kann beispielsweise nach einem Schlaganfall. Bei etwa 42 Prozent der Schlaganfall-Patienten in Europa kommt es im Anschluss zu einer Dysarthrie. Die meisten Muskeln, die an der Lautbildung beteiligt sind, werden von beiden Hirnhälften versorgt. Die “gesunde” Hirnhälfte kann diese Funktion durch ein Sprechtraining übernehmen.

 

Symptome

Durch eine Dysarthrie ist die Sprachmuskulatur geschwächt, verlangsamt, verkrampft oder arbeitet unkoordiniert. Dadurch verändern sich das Sprechtempo, die Lautstärke und Sprachmelodie. Bei Schlaganfall-Patienten mit Dysarthrie klingt die Sprache beispielsweise:

  • Undeutlich und verwaschen
  • Zu laut oder leise
  • Zu schnell oder langsam
  • Angestrengt, rau oder gepresst
  • Zitternd oder gedehnt
  • Monoton und leiernd

 

Die motorischen Störungen betreffen häufig auch die:

  • Atemkoordination
  • Fähigkeit zu kauen und zu schlucken
  • Mimik

Fazialisparese (Gesichtslähmung)

Unter einer Fazialislähmung oder Fazialisparese (Gesichtslähmung) versteht man eine Funktionsstörung des Nervus facialis (VII. Hirnnerv) mit Lähmung vor allem der mimischen Gesichtsmuskulatur sowie der anderen von diesem Nerven versorgten Muskeln und Drüsen. Nicht betroffen von der Lähmung ist die Kaumuskulatur, da diese vom Nervus trigeminus versorgt wird. Eine Fazialisparese tritt meist einseitig auf.

 

Symptome

Folge einer peripheren Fazialisparese ist die Schwäche oder vollständige Lähmung der mimischen Muskulatur einer Seite. Die Patienten oder ihre Angehörigen bemerken einen hängenden Mundwinkel sowie einen inkompletten oder schwachen Mundschluss. Hierdurch kann beim Trinken Flüssigkeit aus dem betroffenen Mundwinkel herablaufen. Die Patienten können die betroffene Seite der Stirn nicht runzeln. Der Lidschluss ist nicht oder nur unvollständig möglich (Lagophthalmus). Wenn die Patienten versuchen, die Augen zu schließen, kann bei fehlendem Lidschluss die normale Aufwärtsbewegung des Augenbulbus beobachtet werden (sogenanntes Bell-Phänomen).

 

Therapie

Je nach Störungsgrad wird in der Logopädie-Therapie vor Allem an der Tonisierung (Spannungsaufbau) der Gesichtsmuskeln gearbeitet, d.h. die Gesichtsmuskeln und die Nerven werden angeregt. Es gibt viele mundmotorische Übungen um z.B einen schiefen Mundwinkel wieder symmetrisch der anderen Gesichtshälfte anzugleichen. Bei ausgeprägteren Gesichtslähmungen werden die PNF-Übungen durchgeführt; dieses Verfahren stimuliert die betroffene Gesichtshälfte, um die Sensibilität und eine verbesserte Muskulaturspannung wieder herzustellen.


Multiple Sklerose MS

Störungen des Sprechens (=Dysarthrie) und des Schluckens (=Dysphagie) stellen das zentrale Arbeitsgebiet der Logopädie bei Multipler Sklerose dar. Auch bei diesen Störungen ist eine differenzierte Befunderhebung notwendig, um die relevanten Therapieschritte durchführen zu können. Zur Unterstützung des therapeutischen Verlaufs und insbesondere zur Gewährleistung eines möglichst umfassenden Transfers in den Alltag ist die intensive Beratung und ggf. auch Einbeziehung der Angehörigen erforderlich. Bei der funktionellen Schlucktherapie wird entweder eine Rückbildung oder die Kompensation gestörter Funktionen angestrebt. Die Restitution wird durch den Einsatz stimulierender und hemmender Verfahren mit Dehnungen, leichter manueller Berührung, Druck, Tapping, Pinseln und anderen Reizen erreicht. Die kompensatorischen Verfahren beziehen diätetische Maßnahmen, kontrollierte Platzierung der Nahrung im Mund, Änderung der Kopf- und Körperposition und besondere Schlucktechniken ein.

» Weiterführende Informationen zur Multiplen Sklerose


Demenz

Der Begriff Demenz fasst verschiedenen Erkrankungen zusammen, die alle mit einem Verfall der geistigen Leistungsfähigkeit und einer Persönlichkeitsveränderung einhergehen. Die häufigste Form der Demenz ist die Alzheimer-Krankheit.Bei einer Demenz nehmen vor allem die Gedächtnisleistung und das Denkvermögen ab. Betroffene haben Schwierigkeiten, neue gedankliche Inhalte aufzunehmen und wiederzugeben. Allerdings bedeutet eine Vergesslichkeit allein noch keine Demenz.
Beeinträchtigt werden die Orientierung (Wo bin ich? Was passiert gerade?) und Urteilsfähigkeit. Später lassen das Sprach- und Rechenvermögen nach und auch die Persönlichkeit verändert sich. Alltagsaktivitäten wie Waschen, Kochen oder Einkaufen gelingen nur eingeschränkt und im weiteren Verlauf oft gar nicht mehr. Die Betroffenen werden aggressiv oder enthemmt, depressiv oder in ihrer Stimmung sprunghaft, was für Angehörige und Pfleger erhebliche Probleme aufwirft.

Gestörte Durchblutung

Auch Durchblutungsstörungen führen zu Veränderungen der Hirnsubstanz und -funktion. Bei dieser sogenannten vaskulären Demenz verschlechtern sich einzelne Gehirnleistungen oft schlagartig und es treten Zeichen eines Schlaganfalls auf, beispielsweise Sprachstörungen. In manchen Fällen verschlechtert sich die Hirnleistung auch langsam.

 

Andere Ursachen

Stoffwechselstörungen (zum Beispiel Vitamin-B12-Mangel oder Schilddrüsenerkrankungen), chronische Vergiftungen (Alkoholismus), raumfordernde Prozesse im Gehirn (Gehirntumore) sowie Infektionen des Gehirns (zum Beispiel Aids oder Creutzfeldt-Jakob-Erkrankung) können ebenfalls zu einer Demenz führen. Lässt sich eine solche Ursache finden, ist die Demenz häufig behandelbar.

Symptome

  • Vergesslichkeit
  • Unpräzises Denken und Konzentrationsstörungen
  • Schwierigkeiten beim Planen komplexerer Abläufe (z.B. Packen für einen längeren Urlaub oder Organisieren eines Familienfestes)
  • Orientierungslosigkeit
  • Sprachstörungen
  • Eingeschränktes Urteilsvermögen
  • Persönlichkeitsveränderungen
  • Antriebsverlust

 

Therapien

Für die Mehrzahl der Demenzkranken ist derzeit zwar keine Heilung möglich, aber der Hirnabbau lässt sich aufhalten – etwa bei der Alzheimer- oder vaskulären Demenz. Ist die reduzierte geistige Leistungsfähigkeit die Folge einer anderen Erkrankung (zum Beispiel Hirntumor, schwere Depression oder Störung des Hirnstoffwechsels), lässt sich die Demenz meist erfolgreich behandeln, indem man die Grunderkrankung therapiert. Dabei spielt die Sprachtherapie eine wichtige Rolle um weiterhin die Kommunikationsfähigkeit aufrecht zu erhalten. In späteren Stadien treten vermehrt Sprachstörungen auf d.h. den Patienten fallen oft die Worte nicht ein oder sie haben Wortverständnisprobleme. Bei einem Logopäden werden unteranderem auch Semantische Zusammenhänge und die Merkfähigkeit trainiert, um den weiteren Abbauprozessen entgegen zu wirken. Im Volgsmund wird dieses auch ” Gehirnjogging” genannt. Das Primäre Ziel dieser Übungen ist es den status quo zu halten.


Alzheimer

Die Alzheimer-Krankheit ist die häufigste Form der Demenz und eine degenerative Gehirnerkrankung.

Im Verlauf einer Demenz kommt es unter anderem zu schweren Störungen des Sprechvermögens, des Sprachvermögens und der Sprachverarbeitung bis hin zum vollständigen Verlust der Sprache.
Ärzte, Pflegekräfte und angehörige nehmen zunehmende Einschränkungen in diesem Bereich häufig als unabwendbar hin. In der Tat ist der Verlust von sprachlichen Fertigkeiten gerade im Spätstadium von Demenzerkrankungen nicht selten und nicht zu ändern. Kommunikationsstörungen gelten heute als das zweithäufigste Frühsymptom von Demenzerkrankungen.

Dennoch bedeutet dies keinesfalls, dass eine Behandlung dieser Störungen durch einen erfahrenen Logopäden nicht doch noch einen positiven Einfluss auf das Sprachvermögen haben kann. Setzt die logopädische Behandlung frühzeitig an, kann die Kommunikationsfähigkeit des Patienten eventuell etwas länger erhalten bleiben.

» lesen Sie mehr zur Behandlung von Alzheimer & Demenz
» weiterführende Informationen zu Alzheimer

ÖFFNUNGSZEITEN

Mo + Di  8:00 Uhr - 18.30 Uhr
Mi - Fr 8:00 - 20:00 Uhr

„Ich berate Sie gerne in einem persönlichen Gespräch.“

Lara Neumann – Logopädie



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